Ferdinand Porsche baute 1900 im Alter von 25 Jahren sein erstes Auto, der als Lohner-Porsche bekannt wurde. Es war ein Batterie-angetriebener Zweisitzer mit Radnaben - Frontantrieb. Nach verschiedenen Arbeitgebern (u.a. Austro-Daimler) arbeitete er in den 20er Jahren für Daimler-Benz, wo er für die Entwicklung der S-Serie (Mercedes-Benz S, SS and SSK) verantwortlich war.
Zu dieser Zeit hatte Ferdinand Porsche bereits die Idee von einen Auto für die Massenproduktion, die von Daimler-Benz aber abgelehnt wurde. Frustriert von der konservativen Natur seines Arbeitgebers verließ er die Firma und gründete mit den finanziellen Mitteln einiger Investoren am 6. März 1931 sein eigenes Konstruktionsbüro in Stuttgart. Ins Handelsregister wurde die "Dr. Ing. h.c. Ferdinand Porsche GmbH" eingetragen, Geschäftsgegenstand : Konstruktion und Beratung für Motoren- und Fahrzeugbau. Zu den Kunden zählten später u.a. die Auto Union, für die den 1934 erstmals eingesetzten Rennwagen "Typ C" baute, der alle damaligen Meistenschaften gewann. Das Antriebskonzept war damals neu, ein Motor mit Antrieb der Hinterachse, der vor der Hinterachse plaziert war, auch als Mittelmotorkonzept bekannt. Diese Bauweise setzte sich im Formelrennsport erst 25 Jahre später durch.
Mitte der 30er Jahre begann Porsche zusammen mit seinen Designern erste Entwürfe für seiner Idee des Massenmarktautos zu entwickeln, der spätere Volkswagen. Bei der Motorentwicklung entwickelte und testete er 20 verschiedene Motorentypen, bis er schließlich zur ersten Idee zurückkam : einen luftgekühlten 4 Zylinder Boxermotor.
Das Antriebskonzept :
Motor hinter der Hinterachse, Getriebe vor der Hinterachse. Dieses Prinzip wurde bei späteren Konstruktionen beibehalten.
Was den meisten Lesern nicht bekannt sein dürfte : Im Museum in Koprivnice (früher Nesselsdorf) steht ein "Käfer" Prototyp, Bj. 1932 (Tatra V 570, luftgekühlter Boxermotor), der ca. 1927 von Herrn Ledwinka entwickelt wurde, aber nie in Serie ging. Ferdinand Porsche und Hr. Ledwinka kannten sich damals bereits lange Zeit und bei mehreren Projekten zusammengearbeitet. Ledwinka war ein genau so genialer Konstrukteur wie Porsche. Wer nun die Idee mit dem "Käfer" hatte ist strittig. Doch nach Aufbau und Form hatte der "Käfer" scheinbar zuerst ein Tatra Logo auf dem Kofferraumdeckel (man beachte das Baujahr). Bei der Betrachtung eines Tatra V 570 sind die Kotflügel mit Scheinwerfer doch sehr vertraut. Tatsache ist, das bei der Konstruktion des Volkswagens Ledwinka Patente verwendet wurden. Das Ledwinka von Adolf Hitler kaltgestellt wurde war Ferdinand Porsche wahrscheinlich nicht bekannt. Hitler sagte ihn gegenüber das er die Ledwinka Patente verwenden kann und er ( A.H.) sich um das finanzielle kümmert. Daher wurde Ledwinka nicht von Porsche sondern von Hitler und dem Reichsverband RDA ( der damals pro Opel & Ford war ) betrogen. Porsche ist zu früh verstorben um das zu regeln. Nach dem Krieg war Luise (Ferdinands Schwester) der Chef im Hause Porsche. Ferdinand Porsche hatte praktisch keine Mitspracherechte mehr in Geldfragen. Immerhin hat Ledwinka 3 000 000 DM Vergütung bekommen. Das war damals pro Käfer umgerechnet 20% vom Porsche Vergütungsanteil (5 DM/Auto). Schließlich war das Volkswagen-Werk angeklagt und nicht Porsche. Ledwinka hat z.B. 1933 den Tatra 87 gebaut. Mit einem Lufgekühlten V8 mit OHC. Weiterhin ist ein einfacher T 97 gebaut worden, mit einem 1,8L OHC 4 Zylinder Boxer. Das Auto war fahrbereit als Porsche noch drei Käfer Prototypen in seiner Garage zusammenbaute. Die Produktion wurde auf "Wunsch" Hitlers eingestellt und nur noch der 87 gebaut. Für die Mittelklasse sollte der Adler Autobahn anstatt des T 97 angeboten werden und der Volkswagen außer Konkurenz bleiben.
Weitere Details zum Volkswagen : Die Drehstabfederung ist ein Porsche Patent. Der Zentralrohrplattformrahmen ist ein Ledwinka Patent (schon um 1910 angewandt). Nur der Käfer hat einen Zentralplattformrahmen, während alle Porsche Sportwagen eine selbsttragende Karosserie haben. Zu erklären ist die Verwendung vom Zentralrohrplattformrahmen im Volkswagen durch die Vorgabe ein billiges Auto produzieren zu müssen. Meines Wissens nach hat Ledwinka ebenfalls eine Pendelachse hinten verwendet, die damals von Porsche für Daimler entwickelt wurde.
1938 bezog Porsche ein neues Firmenquartier in Zuffenhausen, etwas außerhalb von Stuttgart. Porsche war zu dieser Zeit u.a. auch in Projekte einbezogen, aus denen auch der Porsche Traktor entstand.
Ende 1939 sollte von Berlin nach Rom ein Rennen stattfinden. Dafür baute Porsche 3 Prototypen auf Volkswagen-Basis (Typ 60K10 - Typ 60 steht für den Volkswagen - K10 für die 10. Karosserievariante), der wie der spätere 356er eine selbsttragende Karosserie hat, eine windschnittige Karosserie (u.a. verkleindete Radhäuser, komplett aus Leichtmetall; die als "Berlin-Rom-Wagen" bekannten Coupés nahmen die spätere 356er Coupé Form vorweg), gewichtsoptimiert und ein "getunter" Käfermotor. Ein Exemplar davon hat bis heute überlebt.
1944 mußte die Porsche-Familie auf Befehl "von ganz oben" nach Gmünd in Kärnten/Österreich umsiedeln. Als Ferdinand Porsche fast 70jährig von den Franzosen unter merkwürdigen Beschuldigungen verhaftet und sogar ins Gefängnis gesteckt wird, übernimmt sein Sohn Ferdinand "Ferry" Porsche die Leitung seines Büros. Ferry greift die Idee des eigenen Sportwagens wieder auf und konstruierte 1947/48 mit der internen Konstruktionsnummer 356 einen Mittelmotor-Roadster (siehe Antriebskonzept vom Porsche-AutoUnion-Rennwagen), genannt 356 #1, den ersten "richtigen" Porsche - Sportwagen. Bei der Entwicklung zum Serienwagen wurde wieder der Heckantrieb verwendet, weil durch die Anordnung des Motors hinter die Hinterachse zusätzlicher Stauraum / Notsitze für 2 weitere Passagiere hinter den Fahr/Beifahrersitzen frei wurde. Gab es anfangs noch viele gemeinsame Teile mit dem Käfer, änderte sich dies in den folgenden Jahren. Für meinen orginal 356 Vor-A Speedster Bj. 55 suchte ich beispielsweise Achsmanchetten. Standardspruch vieler Leute "ja dann nimm halt die Teile vom Käfer !" ... tja ... dann würde mir das Öl rauslaufen, weil diese nicht eng genug sind. Wegen der gleichen Motorbasis klingt der 356er wie ein Käfer. Im hohen Drehzahlbereich geht der Sound bei Vollgas allerdings in ein Sägen über :-)
Am 8. Juni 1948 wurde der Porsche 356 #1 von der Kärntner Landesregierung technisch abgenommen. Motor: 1131 ccm, 35 PS (26 kW). Der Wagen war erst wenige Wochen alt, als er noch im Juli 1948 beim Stadtrennen in Innsbruck seinen ersten Klassensieg errang. Der erste Erfolg im Motorsport, den viele weitere folgten. Porsche ist wie kaum ein anderer Hersteller so erfolgreich beim wichtigsten Rennen für Sportwagen, den 24 Stunden von LeMans. Zu den anderen Erfolgen zählt u.a. auch der dreimalige Gewinn der Formel Eins - Weltmeisterschaft.
In Gmünd entstanden (ohne die Nummer 1) ersten 52 Exemplare des Typs 356. Die ersten 356 Coupés werden übrigens aus Leichtmetall gebaut.
1950 zog Porsche wieder nach Zuffenhausen, wo alle weiteren der knapp 78.000 Porsche 356 bis 1965 produziert wurden. Weitere Sportwagen, allen voran der 911, ließen die Marke zu einem der renommiertesten Automobil-Hersteller werden, bei dem stets gelungenes Design sowie wegweisende und zuverlässige Technik im Mittelpunkt standen und stehen.
1951 verstarb Ferdinand Porsche deutlich gezeichnet von den Folgen der Kriegsgefangenschaft. Er erlebte also noch die Erfüllung seines Traums vom eigenen Porsche Sportwagen.
"Wir mußten vom 356 wegkommen", sagte Ferry Porsche, "denn letzten Endes hatten wir mit diesem Auto auf der Grundlage von VW-Teilen begonnen." Trotz zahlreicher Weiterentwicklungen am Fahrzeug und verschiedener Motorisierungen in der Serie bis zu zwei Liter Hubraum und 130 PS waren den Möglichkeiten des ersten Porsche-Sportwagens Grenzen gesetzt. Ferrys Sohn Ferdinand Alexander "Butzi" Porsche entwarf den Nachfolger des 356, den Typ 911, der zunächst die Bezeichnung "901" trug. Den bisherigen Vierzylinder löste ein völlig neuer und sehr entwicklungsfähiger Sechszylindermotor ab, der dem Wagen mit anfänglich zwei Liter Hubraum und einer Leistung von 130 PS zu einer Höchstgeschwindigkeit von gut 210 Kilometern pro Stunde verhalf. "Wesentlich zur Entwicklung des 911 haben die Anregungen aus dem Kreis der Porsche-Kunden beigetragen. Sie wünschten sich neben höherer Leistung auch mehr Laufruhe, eine bessere Straßenlage und nicht zuletzt einen größeren Kofferraum."
Der Sechszylinder im 911 wurde im 904 GTS und 906 getestet, bevor er im Elfer eingesetzt wurde. Dieser Motor wurde übrigens von Ferdinand Piech konstruiert, ein Neffe von Ferry Porsche. Ferdinand Piech war im Technik-Vorstand von Audi und hat maßgeblich den Quattro vorangetrieben. Die fast uneingeschränkte Überlegenheit der Rallye-Quattros hat er zu verantworten. Herr Piech hat es dann auch geschafft, Audi in die Nähe von Mercedes und BMW zu bekommen. Nun ist er bei VW, hat aus 4 Millarden Schulden ein profitables Unternehmen gemacht und hatte die Idee für den "W-18" Motor. Vielleicht fährt VW ja demnächst sogar in der Formel-1 ?
Ebenso große Bedeutung wie die Sportwagen aus Zuffenhausen hat in der Automobilwelt das Porsche Forschungs- und Entwicklungszentrum Weissach, 25 Kilometer westlich von Stuttgart. Es setzt die 1931 von Professor Ferdinand Porsche mit seinem Stuttgarter Konstruktionsbüro begründete Tradition fort und entwickelt nicht nur die Sportwagen des Hauses, sondern auch technische Projekte für Auftraggeber rund um den Erdball. Kein anderer Hersteller kann heute ein so komplettes Entwicklungsangebot offerieren : von Detaillösungen bis zu kompletten Fahrzeugen lauten die Porsche-Leistungen. Zu den Kunden des Porsche-Entwicklungszentrums mit seinen heute mehr als 1.850 Ingenieuren und Technikern gehört vor allem die internationale Fahrzeugindustrie, deren Insider sagen: "In jedem Auto steckt auch ein Stück Weissach".
Ferry Porsche verstarb am 27. März 1998 im Alter von 88 Jahren.
An diesen Tag lief übrigens zufälligerweise der letzte luftgekühlte Porsche 911 vom Band (müßte ein 993 Turbo gewesen sein).
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