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Die Geschichte dieser traditionsreichen italienischen Marke führt bis ins 19. Jahrhundert zurück. Rinaldo Piaggio eröffnete 1884 im Alter von nur 20 Jahren in Sestri Ponente an der Riviera ein Sägewerk. Bald erweiterte der aus einer Reederfamilie stammende junge Geschäftsmann das Produktionsprogramm und stellte Schiffseinrichtungen her. Kurze Zeit später beschäftigte er sich sogar mit dem Bau von Eisenbahnwagen. Das Werk in Sestri Ponente war daher bald zu klein. 1906 nahm Piaggio neue Anlagen in Finale Ligure in Betrieb. Mit Kriegsausbruch kamen weitere Geschäftszweige hinzu: U-Boot-Abwehrboote und Ersatzteile für Flugzeuge in Sestr Ponente und Rettungsboote und Flugzeugreparatur in Finale Ligure. 1917 gründete Piaggio weitere Flugzeugwerke in Pisa und Nola. Bei Kriegsende stieg die Firma vollends in den Flugzeugbau ein. In Finale Ligure entstanden neue Flugzeugtypen, und in Pontedera wurden die entsprechenden luftgekühlten Motoren gefertigt.Während des Zweiten Weltkriegs produzierte das Unternehmen nicht nur Schiffe, Züge und Flugzeuge, sondern auch einige Panzerfahrzeuge. Als sich das Ende des Kriegs abzeichnete und das Ausmaß der Zerstörung zu erkennen war, plante man bei Piaggio eine neue Zukunft. Die Kriegsproduktion war jetzt beendet. Was die Leute nun brauchten, war ein einfaches, sparsames und vor allem praktisches Fahrzeug. |
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Rinaldo Piaggio |
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Das war die Geburtsstunde der berühmten Vespa, die von Corrado d,Ascanio für Piaggio entwickelt wurde. Mit der Vespa hatte er ein zweirädriges Fahrzeug geschaffen, das auch für einen ungeübten Fahrer einfach zu beherrschen war. Man saß nicht nur bequem wie in einem Auto auf seinem Sitz, sondern brauchte sich keine Sorgen mehr um verschmutzte Kleidung machen. Die Vespa 98 kam im Frühjahr 1946 auf denMarkt. Der 98 cmS-Dreigangmotor war in eine freitragende Karosserie eingebaut, ermöglichte eine Spitzengeschwindigkeit von 60 km/h und verbrauchte auf 100 Kilometer nur zwei Liter Benzin. Von April bis Dezember 1946 wurden fast 2500 Exemplare gebaut; 1947 verließen bereits unglaubliche 15500 Stück das Werk. In den darauffolgenden Jahren wurde das Modell nur leicht verändert. 1953 kam allerdings eine technisch gründlich verbesserte Variante, die Vespa 53 heraus, von der es eine Normal- und eine Sparversion (die Vespa 53 U) gab. Inzwischen war die Vespa weit über Italien hinausgedrungen. Zahlreiche Werke in verschiedenen Ländern fertigten nun Vespas. 1954 kam zur 125er eine 150er hinzu, die in der GS-Version sogar 100 km/h Spitze erreichte. 1956 rollte die einmillionste Vespa vom Fließband. Mittlerweile wurde der beliebte Roller in Belgien, Brasilien, Frankreich, Deutschland, England, Spanien, Indien und sogar in der Sowjetunion (unter dem Namen Wiatka) gebaut.1964 kam ein Teenager Modell mit nur 50 ccm Hubraum in den Handel, das auch 16jährige fahren durften. Auf die Vespa 50, in Italien liebevoll Vespino genannt, folgten Piaggios erste Mopeds : Ciao entstand 1967 und Boxer 1970. Die Vespa wurde weiterentwickelt. 1970 erschien die Vespa 90 Super Sprint mit 90 ccm Motor. Bald danach die Vespa 200, die mit ihrem 198 ccm Einzylinder- Zweitaktmotor auf 110 km/h kam. Daneben gab es noch fünf weitere Modelle : die 50er, die 125er Primavera, die 125 TS, die 125 GTR sowie die 150er Serie. Mit der Übernahme der Firma Gilera hatte sich Piaggio inzwischen den Markt der Leichtmotorräder erschlossen. 1979 präsentierte Piaggio die Vespa Serie PX. Angefangen bei den 125ern, wurden allmählich auch die anderen Vespa-Modelle auf PX- Standard getrimmt. Anfang der 80er Jahre entstand schließlich die Serie Arcobaleno in 125, 150 und 200 cccm Versionen. Die PX Arcobaleno erreichte in ihren verschiedenen Ausführungen Höchstgeschwindigkeiten von 95, 100 und 110 km/h. Sie war besonders umweltfreundlich und sparsam im Verbrauch. Entsprechendes galt für die restlichen Piaggio Produkte, wie die kleine, langlebige Ciao, die sich im Bereich der Mopeds trotz ihrer nunmehr 15 Jahre immer noch als Verkaufsschlager erwies. |
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Im Angebot war zudem die T 5, mit der Piaggio an die sportlicheren Vespa Varianten, etwa an die 90 SS aus den 60er Jahren oder die ET 3 aus den 70ern anknüpfen wollte. Die aus der PX 125 E Arcobaleno entwickelte T 5 Pole Position erhielt ein besonders aggressiv wirkendes Äußeres in leuchtendem Rot. Eine besondere Neuheit ihres 124 ccm Motors war ein Zylinder mit fünf Überströmkanälen. Die 108 km/h schnelle T 5 Pole Position verbrauchte auf 100 Kilometer 3,8 Liter. Die Vespa Produktion hatte mittlerweile beinahe die 10 Millionen Marke erreicht, und Piaggio war weltweit zum viertgrößten Hersteller von Motorfahrzeugen aufgestiegen (nach Honda-,Yamaha und Suzuki, aber noch vor Kawasaki. In Europa lag das Unternehmen bereits an erster Stelle (zum Piaggio-Konzern gehörten 1987 die österreichische Firma Puch und die spanisehe Firma Motovespa). Doch die Krise, die auf dem Zweiradmarkt herrschte, ging an Piaggio nicht spurlos vorrüber. Von drei Millionen Motorrädern im Jahr 1976 war der Absatz 1987 auf eineinhalb Millionen gefallen. Zudem war die japanische Konkurrenz kaum aufzuhalten. Ihr Marktanteil stieg von 16 Prozent im Jahr 1976 auf 32 Prozent 1987. Doch der Piaggio Konzern, der inzwischen auch mit Fiat verflochten war, ließ sich nicht entmutigen. Mit verdoppeltem Investitionsvolumen im Zweirad Sektor lancierte Piaggio 1987 den Roller Cosa, der in sechs Versionen in drei Hubraumklassen (125, 150 und 200 ccm angeboten wurde. Mit den 9,5, 10 und 12PS starken Motoren erreichten die Roller Höchstgeschwindigkeiten von 90, 92 oder 99 km/h und verbrauchten pro 100 Kilometer zwischen 2,5 und vier Liter Kraftstoff. Die Luxusausführungen boten eine Mischungsautomatik und eine elektronisehe Zündung. Besonders bequem war das in der Verkleidung eingebaute Schließfach für den Helm. Neu waren darüber hinaus die hydraulischen Bremsen, bei denen die Fußbremse gleichzeitig die Vorder- und Hinterrad bremse betätigte, was für erhöhte Sicherheit sorgte. |
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Piaggio produzierte die gesamte Fahrzeugpalette in den Werksanlagen in der Toskana, die mit 5000 Mitarbeitern die größten des Unternehmens sind. Die Werke von Pisa, Pontedera, Lugagnano und Mortellini nehmen insgesamt eine Fläche von 800000 Quadratmetern ein, von denen 350000 Quadratmeter überdacht sind, und zeichnen sich durch einen hochmodernen und effizienten Maschinenpark aus. Anfang 1988 umfaßte das Piaggio Programm die Mopeds Ciao, Bravo, Superbravo und S sowie die kleinen Vespas PK 50 XL und PK 50 XL Plurimatic; in die Kategorie der Leichtmotorräder fallen die großen Vespas PX 125, PX 150 und PX 200, die vor allem für den Export gedacht waren, und die oben erwähnte Cosa. Daneben fertigt Piaggio auch heute noch dreirädrige Lieferwagen mit der Bezeichnung Ape (,Biene" im Unterschied zu ,Wespe"), die bereits wenige Jahre nach Erscheinen der Vespa auf den Markt gekommen waren. Derzeit arbeiten für den PiaggioKonzern sieben Tochtergesellschaften, die im Bereich Handel und Industrie tätig sind, 15 Lizenznehmerfirmen in 14 Ländern und 50 Vertriebsgesellschaften. |
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